Von Krümelmonstern, Keksen und genialer Mathematik

Hannover: Wo Butterkekse auf Mathematik treffen

Wenn man in Hannover den Namen Leibniz hört, denken viele zuerst nicht an Mathematik, sondern wohl eher an Butterkekse. Und vielleicht sogar an das Krümelmonster aus der Sesamstraße, den wohl berühmtesten Keks-Fan der Welt.
Doch hinter dem Namen Leibniz steckt weit mehr als ein knuspriger Pausensnack mit 52 Zähnen. Mitten in der Innenstadt, am Opernplatz in der Georgstraße, steht ein Denkmal, das dem Mathematiker und Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz gewidmet ist. Und genau hier beginnt unsere Spurensuche.

Büste von Gottfried Wilhelm Leibniz im Leibniz Tempel Hannover
Leibniz-Büste im klassizistischen Leibniztempel in den Herrenhäuser Gärten

Wer war Gottfried Wilhelm Leibniz?

Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) war ein echtes Universalgenie. Einer jener seltenen Köpfe, die scheinbar alles konnten. Er war Mathematiker, Philosoph, Jurist, Historiker, Diplomat und Bibliothekar zugleich. Sein Wirken spannte sich von abstrakten Theorien bis hin zu sehr praktischen Fragen des Alltags.

Besonders in der Mathematik sind seine Beiträge bis heute unverzichtbar:

  • Gemeinsam mit Isaac Newton entwickelte er die Infinitesimalrechnung, ohne sie wären moderne Physik, Technik und Wirtschaft kaum denkbar.
  • Er erfand das Binärsystem, das bis heute die Grundlage für jedes Smartphone, jeden Computer und das gesamte digitale Zeitalter bildet.
  • Mit seiner Arbeit an der formalen Logik bereitete er Konzepte vor, die Jahrhunderte später in der Informatik und sogar in der Künstlichen Intelligenz (KI) wieder aufgegriffen wurden.

Leibniz gilt damit als einer der größten Denker und als einer der letzten Universalgelehrten der Neuzeit. Wer heute am Opernplatz in Hannover vor seiner Büste steht, blickt nicht nur in das Gesicht eines Philosophen, sondern auch in das Vermächtnis eines Mannes, der unsere moderne Welt auf einzigartige Weise geprägt hat.

Von Integralen über Nullen und Einsen bis zur Künstlichen Intelligenz

Wer am Opernplatz in Hannover vor dem Denkmal von Gottfried Wilhelm Leibniz steht, entdeckt auf einer Bronzeplatte ein besonderes Symbol: das Integralzeichen (∫). Es erinnert an die Entwicklung der Infinitesimalrechnung, eine von Leibniz größten Leistungen.

Mit ihr lassen sich Veränderungen in der Natur und Technik beschreiben und berechnen: Wie schnell beschleunigt ein Auto? Wie stark steigt der Wasserstand in einem Fluss? Oder wie schnell bewegt sich ein Planet um die Sonne? Leibniz hat nicht nur die Methode entwickelt, sondern auch die Schreibweise eingeführt, die wir noch heute verwenden – das ∫ für „Summe“ (summa).

Doch Leibniz’ Genie ging weit über die Analysis hinaus:

Mit dem Binärsystem zeigte er, dass man mit nur zwei Ziffern (0 und 1) jede Zahl und jede Information darstellen kann. Eine Idee, die heute die Grundlage unserer gesamten digitalen Welt bildet. Vom Smartphone bis hin zum Supercomputer. Denn im Inneren eines Computers gibt es nur zwei Zustände: Strom fließt oder Strom fließt nicht. Diese einfachen „Ja-Nein“-Signale lassen sich kombinieren, um Texte, Bilder, Musik oder ganze Videos darzustellen. Dass unsere moderne Welt mit all ihrer Komplexität auf so etwas Einfaches zurückgeht, ist eine der größten Erfindungen von Leibniz.

Leibniz-Denkmal mit Binärsystem am Opernplatz Hannover
Bronzeplatte mit Binärsystem am Leibniz-Denkmal in der Georgstraße Hannover

In seiner Arbeit zur formalen Logik entwarf er die Vision einer „Sprache der Vernunft“. Gedanken, Argumente und sogar ganze Diskussionen sollten sich in Symbole übersetzen lassen, so dass man sie wie eine Rechenaufgabe überprüfen kann: richtig oder falsch, gültig oder nicht gültig. Damit wollte er Streitfragen und komplexe Probleme auf eine klare Grundlage stellen. Zur damaligen Zeit blieb das eine visionäre Idee, doch Jahrhunderte später griff die Informatik genau diese Konzepte wieder auf. Heute beruhen Algorithmen, Datenbanken und Programmiersprachen auf solchen logischen Strukturen. Und selbst moderne Anwendungen wie Künstliche Intelligenz (KI) oder Suchmaschinen arbeiten mit Prinzipien, die Leibniz im 17. Jahrhundert vorausdachte.

Man kann also sagen: Leibniz legte mit Integralen, Nullen und Einsen und seiner Logik die Bausteine für unsere moderne Welt.

Leibniz Tempel mit Büste von Gottfried Wilhelm Leibniz in den Herrenhäuser Gärten Hannover
Der klassizistische Leibniz Tempel mit Leibniz-Büste in den Herrenhäuser Gärten

Hannover: Eine Stadt im Zeichen von Leibniz

Leibniz war über 40 Jahre lang in Hannover tätig, als Hofrat und Bibliothekar der Welfen. Bis heute ist sein Name in der Stadt allgegenwärtig.

  • Leibniz-Denkmal am Opernplatz: Hier, mitten in der Innenstadt, steht die Büste des Universalgelehrten mit der Bronzeplatte, die an seine Leistungen erinnert.
  • Leibniz Universität Hannover: Die größte Hochschule der Stadt trägt seinen Namen. Mit fast 30.000 Studierenden ist sie ein Zentrum für Technik, Natur- und Ingenieurwissenschaften, ganz im Geiste von Leibniz.
  • Leibniz-Fachhochschule: Eine private Hochschule für Wirtschaft und Management, die duale und berufsbegleitende Studiengänge anbietet und praxisnah mit Unternehmen kooperiert.
  • Leibnizschule Hannover: Ein traditionsreiches Gymnasium, das seit 1878 seinen Namen führt.
  • Leibnizufer: Eine Straße direkt an der Leine, die an die Verbindung von Stadt und Fluss erinnert und natürlich an Leibniz.
  • Leibniztempel in den Herrenhäuser Gärten: Ein klassizistisches Denkmal, das schon im 18. Jahrhundert zu seinen Ehren errichtet wurde.
  • Leibniz-Butterkeks von Bahlsen: Seit 1891 produziert, wurde er bewusst nach Gottfried Wilhelm Leibniz benannt, als Würdigung des berühmten Sohnes der Stadt.

Wer heute durch Hannover geht, begegnet Leibniz also auf Schritt und Tritt. Er prägt nicht nur Denkmäler und Straßennamen, sondern auch das Selbstverständnis der Stadt als Ort, der Wissen, Kultur und Geschichte miteinander verbindet.

Bahlsen-Zentrale Hannover mit goldenem Leibniz-Keks
Das Firmengebäude von Bahlsen in Hannover mit dem goldenen Leibniz-Keks

Fazit: Zwischen Keksen, Krümelmonstern und Genialität

In Hannover trägt fast jeder Stein und jeder Biss ein Stück Leibniz. Ob als Denkmal am Opernplatz, als Name der Universität oder als Butterkeks im Supermarktregal. Und auch wenn das Krümelmonster aus der Sesamstraße Leibniz vermutlich eher wegen seiner Kekse lieben würde: Sein eigentliches Vermächtnis liegt in Integralen, Nullen und Einsen und einer Logik, die unsere digitale Welt bis heute prägt.

So zeigt sich einmal mehr: überall begegnet einem allerlei an Mathematik – manchmal als Denkmal, manchmal im Smartphone, und manchmal eben auch in einer Keksschachtel.

Und weil Leibniz mit seinem Binärsystem die Grundlage unserer digitalen Welt geschaffen hat, zum Schluss noch ein berühmtes Meme aus der Informatik:

Informatik-Meme: ‚There are 10 types of people in the world: those who understand binary, and those who don’t.‘ mit Binärcode-Hintergrund
Bekanntes Informatik-Meme über das Binärsystem

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